Christoph Potmesil

ÜBER MICH

Was kann mehr im Zentrum des künstlerischen Denkens stehen als der Mensch selbst? Der Mensch, dessen inneres Bild nach außen gestülpt wird. Nein, auch ein Künstler weiß nicht, was im Kopf jedes Einzelnen vorgeht, welches Seelenleben ihm innewohnt, wie viel Angst, Begeisterung, Hass und Liebe. Doch wenn ich Menschen betrachte, entstehen für mich einzigartige Bilder. Wie Geschichten, die aus seinem Mund heraussprudeln, erzählt mir das Antlitz eines Menschen ein Bild.

Menschen am Meer

Jahrelang habe ich bei meiner beruflichen Tätigkeit im Spitalswesen verletzte, verwirrte, hilfsbedürftige, wütende und dankbare Menschen kennengelernt und ihre Gesichter betrachtet, viele Bilder sind daraus entstanden. Später, bei vielen Reisen, hat sich der Schatz an Menschenbildern erweitert, zuletzt bei meiner Reise über den Atlantik. Von April 2019 bis März 2020 segelte ich ein Jahr mit einer kleinen, alten, renovierten Stahlyacht von den Niederlanden über den Ärmelkanal an die europäische Atlantikküste und weiter über Afrika bis zu den Kanarischen Inseln. Und wieder waren es die vielen Menschen und ihre Geschichten, die mich inspirierten. 360 Skizzen sind in diesem Jahr entstanden, viel Material, das ich nun, wieder nach Österreich zurückgekehrt, aufarbeite und auf Leinwand bringe.

Dimensionen

Ich habe mir eine spezielle Form der Spachteltechnik zu eigen gemacht und setze neben Spachtelmasse und Bauwerkzeug eine Mischung aus Acryl- und Ölfarben sowie einer Lasur ein, um den Farbtönen meiner Bilder die perfekte Leuchtkraft zu geben. Die erste Arbeit, die Grundierung der Leinwand, ist zugleich mentale Vorbereitung auf die eigentliche Schaffensphase, der zweite Schritt muss rasch erfolgen – die Spachtelmasse wird aufgebracht, die Linien, aus denen die Gesichter wachsen, Gesichter, die mit dem Hintergrund in Verbindung treten, die mit ihrer Umgebung verschmelzen und in mehreren Dimensionen eine unstrukturierte und dennoch logische Einheit bilden, müssen zügig und mit Überzeugung gezogen werden.

Die Farbgebung, die zum Schluss in mehreren Schichten erfolgt, gleicht einem meditativen Prozess, sie kann Stunden oder Tage dauern, sie variiert und zeichnet ein entscheidendes Stimmungsbild. Die Linien sind der Körper des Bildes, die Farbe ist seine Seele.

Kurzbio

Geboren und aufgewachsen bin ich in Niederösterreich nahe Wien, die Malerei begleitet mich seit frühester Jugend, seit dem Besuch eines musischen Gymnasiums. An der Wiener Volkshochschule habe ich in jungen Jahren mehrere Kurse absolviert – u.a. Porträtmalerei und Aktzeichnen – und mich auch technisch weitergebildet. Aus diesen Basics entwickelte ich meine oben skizzierte Technik, die ich seit einigen Jahren weiterentwickle und modifiziere.